28.06.2016
1956 in Berlin gegründet, ist daraus heute ein bundesweites Netzwerk mit 105 örtlichen Stellen geworden1.800.000 Beratungsgespräche im Jahr werden von etwa 7.500 Ehrenamtlichen geführt
Die von der katholischen und evangelischen Kirche getragene Telefonseelsorge wird 60 Jahre alt. 1956 in Berlin gegründet, ist daraus heute ein bundesweites Netzwerk mit 105 örtlichen Stellen geworden. Etwa 7.500 Ehrenamtliche, die durch Fachkräfte umfassend ausgebildet und begleitet werden, leisten in den Stellen rund um die Uhr den Dienst am Telefon. Sie führen rund 1.800.000 Seelsorge- und Beratungsgespräche im Jahr mit Menschen in akuten Krisen oder längerfristig schwierigen Lebenssituationen: Ängste, seelische und körperliche Einschränkungen und Beziehungsfragen sind die häufigsten Themen der Gespräche. Wichtigster Partner der Telefonseelsorge ist seit 1997 die Deutsche Telekom, die die Anrufe zu den Notrufleitungen kostenfrei zur Verfügung stellt.
Aus Anlass des Weltkongresses der Telefonseelsorge vom 19. bis 22. Juli 2016 in Aachen und einem Festakt zum 60-jährigen Bestehen der Telefonseelsorge am 23.Juli 2016 haben die Verantwortlichen der Telefonseelsorge heute in Köln in einem Pressegespräch ihre Arbeit vorgestellt. Dabei betonte die Vorsitzende der evangelischen Konferenz für Telefonseelsorge, Ruth Belzner, dass es trotz aller Veränderungen in der täglichen Arbeit vor allem um das Engagement von Ehrenamtlichen gehe: "Das Eigentliche, Wertvolle dieses Angebots ist im Grundsatz seit 60 Jahren so zu beschreiben: Hier stellt ein Mensch ehrenamtlich seine Aufmerksamkeit und seine Erfahrung für die Zeit eines Gesprächs ausschließlich seinem Gegenüber zur Verfügung, denkt und fühlt mit und tut das nicht im eigenen Interesse sondern um des Anderen willen."
Der Sprecher der katholischen Telefonseelsorge, Michael Hillenkamp, appellierte an eine weitere breitgefächerte Unterstützung für das Angebot. Die Telefonseelsorge sehe sich immer öfter am Rand der Wahrnehmung, "aber immer im Zentrum des christlichen Auftrags, sich den Nöten und Sorgen der Menschen zuzuwenden. Auch in der Zukunft werden die weit über 7.000 aktiven Seelsorgerinnen und Seelsorger sich mit Herz, Verstand und professioneller Kompetenz für Empathie und Solidarität einsetzen. "Das Jubiläum der Telefonseelsorge "ist ein Dank an die vielen ehrenamtlich Tätigen, die Tag für Tag und Nacht für Nacht ihre Zeit und ihre Energie zur Verfügung stellen".
Im Pressegespräch informierte Dr. Stefan Schumacher, Präsident der Internationalen Telefonseelsorge (International Federation of Telephone Emergency Services IFOTES), über den 1967 gegründeten, europäischen Verband. "Über 420 Telefonseelsorge-Stellen mit rund 25.000 Freiwilligen sind innerhalb von IFOTES engagiert. Etwa 90 Prozent der Telefonseelsorger arbeiten 24 Stunden an allen Tagen im Jahr. Neben 4,9 Millionen Anrufen pflegen die Mitglieder von IFOTES seit 2012 jährlich über 51.000 Chatkontakte."
Der Leiter der Telefonseelsorge Aachen und Verantwortliche für den Weltkongress der Telefonseelsorge, Pfarrer Frank Ertel, informierte über das Leitwort des Kongresses: "Damit das Leben weitergeht". Im Mittelpunkt steht in Aachen die Auseinandersetzung mit suizidalen Situationen. Allein 25 Personen werden am Kongress teilnehmen, die aus Ländern kommen, die keine Telefonseelsorge haben.
"Ziel ist, dass bei der weltweiten Vernetzung auch in Ländern wie Indien, Kamerun und Sierra Leone die Technik zur emotionalen Unterstützung und Suizidprävention genutzt werden soll", so Ertel.