13.02.2018
Mit einem eindringlichen Appell für ein friedliches Zusammenleben aller Menschen in Brandenburg haben die Landesregierung und die Leitung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz heute in der Potsdamer Staatskanzlei ihren traditionellen Dialog fortgesetzt.
Mit einem eindringlichen Appell für ein friedliches Zusammenleben aller Menschen in Brandenburg haben die Landesregierung und die Leitung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) heute in der Potsdamer Staatskanzlei ihren traditionellen Dialog fortgesetzt. Es handelte sich um das zehnte Treffen seit Abschluss des Staatsvertrags von Land und Evangelischer Kirche im Jahr 1996. Weitere Themen waren frühkindliche Bildung, demografischer Wandel, Integration, Erinnerungskultur und der Erhalt von Dorfkirchen.
Landesregierung und evangelische Kirche setzten sich bei dem Treffen intensiv mit den jüngsten Geschehnissen in Cottbus auseinander. Ministerpräsident Dietmar Woidke und Bischof Markus Dröge riefen zur Teilnahme am Sternmarsch „Cottbus bekennt Farbe“ am Donnerstag in der Lausitzstadt auf. Beide werden an der Kundgebung teilnehmen. Sie zeigten sich besorgt über die nach mehreren Gewalttaten von und gegen Flüchtlinge aufgeheizte Stimmung in Cottbus und mahnten eine Rückkehr zu einer sachlichen Debatte an.
Woidke unterstrich: „Die Landesregierung hat bereits wichtige Schritte unternommen, um die Stadt zu unterstützen. Vergangene Woche haben Ministerien und die Stadt Cottbus sehr konstruktiv einen intensiven Arbeitsplan vereinbart. Es gibt mehr Sozialarbeiter und mehr Polizeipräsenz. Doch das alles hilft nur, wenn alle an einem Strang ziehen und sich für ein weltoffenes und modernes Cottbus stark machen. Wir lassen nicht zu, dass Rechtspopulisten die öffentliche Diskussion und das Bild von Cottbus und Brandenburg prägen.“
Dröge ergänzte: „Dem offenkundigen Versuch von Rechtsextremisten und anderen Feinden eines friedlichen und demokratischen Miteinanders, die Stadt Cottbus zu einer weiteren Bühne für ihre menschenverachtenden Hetze zu machen, stellen wir uns gemeinsam mit den Cottbuserinnen und Cottbusern entschieden entgegen. Cottbus hat in den letzten beiden Jahren viel für Menschen in Not getan. Und die Stadt hat ein gutes Konzept, um das Ankommen und die Integration der Neu-Cottbuser Wirklichkeit werden zu lassen. Wahr ist aber auch: Integration geschieht nicht von allein, sie kostet Zeit, Kraft und Geld. Aber ich weiß auch und unterstütze sehr, dass sich Stadt und Land sehr gut abstimmen, um vorhandene Probleme abzustellen. Das geht nur gemeinsam.“
Im gesamten Land Brandenburg müssten die Anstrengungen zur Integration Geflüchteter fortgesetzt werden, fügten Woidke und Dröge hinzu, Das Land sei hier bereits auf einem guten Weg. Es gebe viele vorbildliche und wirkungsvolle Projekte und Initiativen. Woidke lobte dabei auch das Engagement der Evangelischen Kirche. So ist die EKBO in Cottbus Träger von sechs Kitas. Die Bodelschwingh-Kita in Cottbus-Sandow leistet nach den Worten von Dröge einen wichtigen Beitrag dazu, dass Migrantenfamilien, Alteingesessene und etwa Russlanddeutsche sich begegnen. Zudem unterstützt die Diakonie die Integration von jugendlichen und erwachsenen Flüchtlingen mit Beratung und Unterbringung.
Landesregierung und Evangelische Kirche blickten auch auf das 500-jährige Reformationsjubiläum im vergangenen Jahr zurück. Dabei hätten Staat, Kirche und Zivilgesellschaft zahlreiche Projekte gemeinsam organisiert, betonten Woidke und Dröge. Das Jubiläum habe dazu beigetragen, bürgerschaftliches Engagement zu stärken.
Mit Blick auf die Dorfkirchen im Land zogen Woidke und Dröge eine positive Zwischenbilanz. Seit 1990 seien mehr als 500 evangelische Gotteshäuser mit finanzieller Unterstützung des Landes gerettet worden. Brandenburg sei das einzige Bundesland, das eine vertragliche Verpflichtung zur Beteiligung an der Sanierung von Kirchengebäuden übernommen habe. So stelle das Land laut dem Evangelischen Kirchenvertrag jährlich mehr als 1,58 Millionen Euro für den Erhalt der mehr als 1.800 Kirchen und Kapellen bereit. Im Nachtragshaushalt für das laufende Jahr seien zusätzlich 500.000 Euro dafür vorgesehen.
Woidke: „Die meist denkmalgeschützten Kirchen mit ihren Altären, Kanzeln, Orgeln und Wandmalereien sind ein bedeutendes kulturelles Erbe. Für viele Menschen - auch Nichtchristen - sind sie identitätsstiftend, sie prägen unser Heimatbild. Sie sind Anker im Dorf. Deshalb freue ich mich, dass sich so viele Menschen für den Erhalt der Häuser engagieren. Es gibt mehr als 300 Kirchbauvereine und den Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg. Aus dem Engagement sind viele wertvolle Projekte entstanden, die unser Leben bereichern.“ Als Beispiele nannte er „Musikschulen öffnen Kirchen“ und den „Dorfkirchensommer“.
Dröge: „Die vorbildliche Zusammenarbeit von Landesregierung und EKBO zum Erhalt der Dorfkirchen ist eine Erfolgsgeschichte, über die ich mich persönlich sehr freue, auch weil die Zivilgesellschaft so kräftig mitmacht. Das letzte Fünftel der Kirchen wartet noch auf die Sicherung oder Nutzung im Sinne der Gemeinden. Ich bin mir sicher, dass wir das gut gelöst bekommen. Wir haben dazu weitere Gespräche verabredet, um gemeinsam neue Ansätze einer sozialräumlichen Ausrichtung der Kirchennutzung in Modellversuchen zu prüfen. Denn wie sagt man so schön: Die Kirche sollte im Dorf bleiben.“
Von den 2,5 Millionen Einwohnern Brandenburgs sind knapp 500.000 Mitglieder der verschiedenen Kirchen. Mit 390.000 Mitgliedern bilden die Protestanten die mit Abstand größte Gruppe.