24.11.2021
Kulturministerin Schüle, Pröpstin Bammel, Landeskonservator Drachenberg und ‘Alte Kirchen‘-Vereinsgeschäftsführer Janowski präsentieren diesjährige Spendenaktion für bedrohte sakrale Kunstwerke
Kulturministerin Dr. Manja Schüle hat heute in Potsdam gemeinsam mit der Pröpstin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christina-Maria Bammel, Landeskonservator Prof. Dr. Thomas Drachenberg und Bernd Janowski, Geschäftsführer des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V., die vorweihnachtliche Spendenaktion ‘Vergessene Kunstwerke‘ präsentiert. Die Spenden sollen für die Konservierung und Restaurierung der Kunstschätze in der Dorfkirche Dallmin (Landkreis Prignitz) verwendet werden.
Ministerin Manja Schüle lobt die bürgerschaftliche Initiative: „Alle Jahre wieder: Die Spendenaktion für bedrohte sakrale Kunstwerke gehört inzwischen zur Vorweihnachtszeit wie Adventskerzen und Lebkuchen. Und das aus gutem Grund: Denn Brandenburgs Kirchen, Kapellen und Klöster sind für viele Menschen – auch unabhängig vom eigenen Glauben – identitätsstiftend. Doch ohne ehrenamtliches Engagement seitens von Förderkreisen und Vereinen wären etliche dieser Bauwerke nicht zu erhalten. Besonders viel Leidenschaft und Kreativität steckt der Förderkreis Alte Kirchen in den Erhalt historischer Bausubstanz – und Geld: Er hat seit 1990 mehr als zwei Millionen Euro für Restaurierungsmaßnahmen zur Verfügung gestellt. Das zeigt: Der Denkmalschutz ist eine der größten Bürgerbewegungen in Brandenburg. Um diesen herausragenden Einsatz zu würdigen und zu unterstützen, statten wir unsere Denkmalhilfe zur Sicherung und Sanierung von bedrohten Gebäuden auch im kommenden Jahr wieder mit 1,87 Millionen Euro aus. Gerade der Denkmalschutz in unseren ländlichen Gegenden trägt zur Belebung von Orten bei, schafft Gemeinschaft und steht für regionale Identität. Die Spendenaktion ‘Vergessene Kunstwerke‘ leistet dabei einen bemerkenswerten Anteil.“
Christina-Maria Bammel, Pröpstin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz: „Die Kunstwerke in der Dorfkirche Dallmin dürfen keinesfalls vergessen werden. Sie sind Schätze, wie in etlichen anderen Dorfkirchen auch. Sie warten auf ihre Entdeckung von Generation zu Generation. Die evangelische Dorfkirche Dallmin im Land- und Kirchenkreis Prignitz wartet mit gleich zwei wertvollen Kunstschätzen auf, die unsere Unterstützung brauchen: Zum einen der spätgotische Schnitzaltar mit Maria, die auf ihrem Arm aufrecht sitzend die Hoffnung der Welt trägt: das Christuskind. Gerahmt von den zwölf Aposteln. Der Altar stammt dem 15. Jahrhundert. Zweitens ist da auch eine gestickte gotische Kasel, ein Priestergewand, aus der Zeit um 1400, zu bestaunen. Ich freue mich, dass wir bereits im 13. Jahr mit unseren bewährten Partnern die Spendenaktion ‘Vergessene Kunstwerke‘ gestalten können, um gemeinsam zu bewahren, woran sich auch die kommenden Generationen freuen dürften.“
Landeskonservator Thomas Drachenberg: „Dieses Jahr werben wir Spenden für die Dorfkirche in Dallmin, ein Saalbau aus Feldsteinquadern, der im Kern aus dem Ende des 13. Jahrhundert stammt. Von der sehr reichen historischen Ausstattung der Kirche wollen wir uns bei der Spendenaktion im Wesentlichen auf zwei Objekte konzentrieren: Die Kasel, ein wertvolles Messgewand aus der Zeit um 1400, und den etwa 80 Jahre später gebauten spätgotischen Schnitzaltar. Der Altar wurde in den 1980er Jahren vollständig übermalt. Heute zeigen sich Verfärbungen, einzelne Teile sind abgebrochen oder lose. Insgesamt ist die derzeitige Aufstellung ungünstig, eine Wandelbarkeit, das Schließen der Seitenflügel, ist kaum möglich. Bei dem Textilobjekt der Kasel muss die Stickerei gesichert werden und es bedarf einer neuen Unterbringung zur Präsentation, die Schutz vor Staub und UV-Strahlen bietet. Für die Konservierung und Restaurierung der beiden Objekte werden die Kosten auf rund 21.000 bis 30.000 Euro geschätzt.“
Bernd Janowski, Geschäftsführer des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.: „Viel konnte in den vergangenen drei Jahrzehnten für die Erhaltung und Instandsetzung unserer brandenburgischen Dorfkirchen erreicht werden: Marode Dachstühle wurden repariert und Kirchendächer neu gedeckt, Fundamente trockengelegt, Fachwerkkonstruktionen saniert und Außenmauern neu verputzt. Oftmals jedoch reichen die vorhandenen Mittel nicht aus, auch das wertvolle Inventar zu sichern und zu restaurieren. Die Ausstattungsgegenstände unserer Dorfkirchen aus allen Epochen der Kunstgeschichte haben nicht nur einen hohen materiellen Wert, sie sind auch Zeugnisse der Lebens- und Glaubensgeschichte der jeweiligen Orte. Mit der Aktion ‘Vergessene Kunstwerke‘ möchten wir – neben der Einwerbung von Spenden – auch das Bewusstsein für unser reichhaltiges Bewusstsein in der Öffentlichkeit schärfen.“
Spendenkonto für die diesjährige Aktion ‘Vergessene Kunstwerke‘:
Empfänger: Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.
IBAN: DE94 5206 0410 0003 9113 90
BIC: GENODEF1EK1 (Evangelische Bank)
Stichwort: Dorfkirche Dallmin
Die evangelische Dorfkirche Dallmin, errichtet im 14. Jahrhundert, ist ein Kleinod märkischer Kunst- und Kulturgeschichte. Der Feldsteinbau wurde im Laufe der Zeit mehrfach umgestaltet. Besonders prägnant sind das Kirchenschiff und der Fachwerkturm sowie der barocke Kanzelaltar und die 1722/24 geschaffene Orgel. In der Kirche befinden sich viele weitere Kunstwerke aus verschiedenen Epochen: Besonders kostbar ist eine gotische Kasel – ein liturgisches, seidenbesticktes Messgewand von etwa 1400. Die letzten umfangreichen Erhaltungs- und Verschönerungsmaßnahmen in der Dallminer Kirche erfolgten in den 1980er Jahren. Insofern müssen etliche Schäden behoben werden, zum Beispiel am spätgotischen Schnitzaltar, der unter Abbrüchen kleinerer Schnitzteile und Farbverlusten leidet. Auch bei den anderen Kunstwerken sind restauratorische oder konservatorische Maßnahmen nötig. Überregionale Bedeutung erlangte die Kirche durch das Wirken der Patronatsfamilien von Winterfeld und von Podbielski. Ein Epitaph mit dem Porträt Dietloff von Winterfelds sowie das Familienbegräbnis vor der Kirche erinnern an diese Persönlichkeiten.
Das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum, die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. rufen zum 13. Mal zur gemeinsamen Spendenaktion ‘Vergessene Kunstwerke brauchen Hilfe‘ auf. Bei der im vergangenen Jahr gestarteten Spendenaktion wurden insgesamt rund 16.000 Euro für den Altar der Dorfkirche in Schönfeld (Uckermark) gesammelt. Insgesamt kamen in den vergangenen Jahren etwa 250.000 Euro im Rahmen der Spendenaktionen für sakrale Kunstwerke zusammen.
Der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg wurde 1990 als gemeinnütziger Verein gegründet. Er setzt sich als Dachverband von 300 lokalen Kirchenbauvereinen für die Erhaltung und Wiederherstellung von Kirchen in den ländlichen Regionen Brandenburgs ein und arbeitet eng mit der Denkmalpflege sowie mit Kirchengemeinden und Kommunen zusammen. Der Verein finanziert sich ausschließlich aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen und dem Verkauf eigener Publikationen. Seit dem Jahr 2000 ist er Träger des Projektes ‘Offene Kirchen‘ in Brandenburg und gibt die gleichnamige Jahreszeitschrift heraus. Seit 2006 veranstaltet er gemeinsam mit dem Verband der Musik- und Kunstschulen Brandenburg das Projekt ‘Musikschulen öffnen Kirchen‘. Der Förderkreis ist telefonisch unter 030 – 449 30 51 oder per E-Mail unter altekirchen.janowski
Die Bilder zur diesjährigen Spendenaktion für die Dorfkirche in Dallmin können für Veröffentlichungszwecke in der Presse (Quelle: Werner Ziems, BLDAM) heruntergeladen werden: https://we.tl/t-NlFQb7WxHK
Weitere Informationen: www.ekbo.de