02.12.2015
Kulturministerin Kunst, der evangelische Bischof Dröge, Landeskonservator Drachenberg und der Förderkreis Alte Kirchen präsentieren diesjährige Spendenaktion „Vergessene Kunstwerke“
Kulturministerin Sabine Kunst hat heute gemeinsam mit dem Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, dem Landeskonservator Thomas Drachenberg und Bernd Janowski, Geschäftsführer des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg, die diesjährige Spendenaktion „Vergessene Kunstwerke“ präsentiert. Die Spenden sollen zur Sicherung des spätmittelalterlichen Altaraufsatzes aus der Stadtpfarrkirche in Ruhland (Landkreis Oberspreewald-Lausitz) eingesetzt werden.
Kulturministerin Sabine Kunst würdigt die Spendenaktion als wichtige bürgerschaftliche Initiative für die Erhaltung sakraler Kunstwerke. „Die zahlreichen Kirchen, Kapellen, Klöster und Pfarrhäuser sind Teil unserer Kulturgeschichte und stiften für viele Menschen – auch unabhängig vom eigenen konfessionellen Bekenntnis – lokale Identität. Sie sind Orte der Geschichte und dank des engagierten Einsatzes des Förderkreises Alte Kirchen sowie vieler Kirchengemeinden, bürgerschaftlicher Initiativen und Freiwilliger inzwischen Orte der Kunst und Kultur, des Dialogs und der Begegnung. Die diesjährige Spendenaktion trägt dazu bei, ein weiteres sakrales Kunstwerk zu sichern und dem Vergessen zu entreißen“, so Kunst. „Das Land unterstützt die Sanierung der Kirchen mit jährlich rund 1,5 Millionen Euro im Rahmen des Evangelischen Staatskirchenvertrages. Mit Erfolg: Seit 1990 konnten mit Hilfe der EU, des Bundes, des Landes, der Kirchen, des Förderkreises Alte Kirchen und vieler Ehrenamtlicher unter anderem rund 320 Stadtkirchen, 1.500 Dorfkirchen, 17 Klosteranlagen und 260 Pfarrhäuser gesichert werden.“
Bischof Markus Dröge: „Unsere Kirchen sind sichtbare Zeichen, die erahnen lassen, dass da mehr ist zwischen Himmel und Erde, als wir mit bloßem Auge erkennen können. Kirchen sind immer geistliche Orte. Das ist ihre wesentliche Bestimmung. Im Gebet, im Gesang, im Hören auf Gottes Wort suchen Menschen sich mit dem Grund des Lebens zu verbinden. Sie sind vor allem lebendige Orte. Sie sind verwoben mit der Geschichte des Landes und mit dem, was Menschen bewegt hat. Das haben sie auch in den Kunstwerken ausgedrückt, die reich in den Kirchen zu finden sind. Auch sie gilt es zu erhalten“, so Dröge. „Kirchen sind ein unbezahlbares Gut. Für unsere Gemeinden und auch für die Gesellschaft. Deshalb müssen wir alle Anstrengungen unternehmen, um sie und die Kunstwerke zu erhalten. Die Kommunen, die Städte und Länder haben das erkannt und unterstützen Sanierungen von Kirchengebäuden mit erheblichen Finanzmitteln. Dazu kommen Kirchenmittel und Fördervereine, die sich mit viel Herzblut für ihre Kirche engagieren. Aus diesem Zusammenwirken ist eine Erfolgsgeschichte unserer Kirche geworden. Dafür danke ich allen. Mit dieser erneuten Spendenaktion wollen wir auch die Kunstwerke in den Kirchen bewahren.“
Landeskonservator Thomas Drachenberg: „Schon 1992 wurden bei Zustandskontrollen durch das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege akute Schäden an diesen Objekten festgestellt. Seit dem hat sich ihr Zustand weiter verschlechtert. Mit der diesjährigen Spendenaktion wollen wir den spätmittelalterlichen Altaraufsatz für künftige Generationen bewahren.“
Bernd Janowski: „In unseren brandenburgischen Stadt- und Dorfkirchen haben sich zahlreiche sakrale Kunstwerke aus allen Kunstepochen seit dem Mittelalter erhalten, die wichtige Zeugnisse der Kunstgeschichte, aber auch der Entwicklung der Volksfrömmigkeit sind. Nachdem in den vergangenen Jahren viele Kirchenbauten in ihrer äußeren Hülle saniert werden konnten, ist es nun an der Zeit, auch die wertvollen Ausstattungsstücke in den Kirchengebäuden zu sichern und zu restaurieren, um sie vor dem unwiederbringlichen Verlust zu bewahren. Der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. setzt sich seit seiner Gründung 1990 für die Erhaltung, Bewahrung und angemessene Nutzung der historischen Kirchengebäude im Land Brandenburg ein.“
Spenden können auf das Spendenkonto für die Aktion „Vergessene Kunstwerke“ eingezahlt werden:
Empfänger: | Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. |
Konto-Nr.: | 3911390 |
BLZ: | 520 604 10 (Evangelische Bank) |
IBAN: | DE94 5206 0410 0003 9113 90 |
BIC: | GENODEF1EK1 |
Stichwort: | Altar Ruhland |
Die Stadtpfarrkirche in Ruhland wurde mehrfach in der Vergangenheit ein Opfer von Bränden. Nach dem letzten großen Stadtbrand im Jahre 1768 erfolgte der Wiederaufbau. Neben der größtenteils spätbarocken Ausstattung haben sich auch noch Teile eines ehemaligen Altaraufsatzes um 1510 erhalten, der in nachreformatorischer Zeit um 1600 umgearbeitet, ergänzt und neu zusammengestellt wurde. Die Altarteile sind in der Holzsubstanz vor allem durch früheren Insektenfraß und Schäden an der Farbfassung gefährdet.
Das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum, die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. rufen zum 7. Mal zu einer gemeinsamen Spendenaktion für bedrohte sakrale Kunstwerke auf. In den vergangenen Jahren kamen rund 100.000 Euro im Rahmen von Spendenaktionen für sakrale Kunstwerke zusammen. Im vergangenen Jahr kamen etwa 13.500 Euro für die Sicherung wertvoller Schnitzfiguren aus dem Prospekt der ehemaligen Scherer-Orgel von 1573 in der St. Marienkirche Bernau (Landkreis Barnim) zusammen.
Der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg wurde 1990 als gemeinnütziger Verein gegründet. Er setzt sich für die Erhaltung und Wiederherstellung von Kirchen in den ländlichen Regionen Brandenburgs ein und arbeitet mit der Denkmalpflege sowie mit Kirchengemeinden, Kommunen und lokalen Fördervereinen zusammen. Der Verein finanziert sich ausschließlich aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen und dem Verkauf eigener Publikationen. Seit 2002 arbeitet er eng mit dem Verein „Theater in der Kirche“ zusammen, der jedes Jahr mit einem jungen Ensemble in etwa 20 Dorfkirchen gastiert. Seit 2006 veranstaltet er gemeinsam mit dem Verband der Musik- und Kunstschulen Brandenburg das Projekt „Musikschulen öffnen Kirchen“.
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