Hilfe für Sinnbilder der Dorfkirche Kunow aus dem 18. Jahrhundert

29.11.2017

Kulturministerin Münch, Bischof Dröge, Landeskonservator Drachenberg und der Förderkreis Alte Kirchen präsentieren diesjährige Spendenaktion ‘Vergessene Kunstwerke‘

Berlin, 29. November 2017 – Kulturministerin Martina Münch hat heute in Potsdam gemeinsam mit dem Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, dem Geschäftsführer des Förderkreises Alte Kirchen, Bernd Janowski, sowie dem Landeskonservator Thomas Drachenberg die diesjährige Spendenaktion ‘Vergessene Kunstwerke‘ präsentiert. Die Spenden sollen zu Sicherung von religiösen Sinnbildern aus dem 18. Jahrhundert in der Dorfkirche Kunow (Landkreis Uckermark) eingesetzt werden.

Kulturministerin Martina Münch würdigt die Spendenaktion als wichtige bürgerschaftliche Initiative für die Erhaltung sakraler Kunstwerke. „Die zahlreichen Kirchen, Kapellen, Klöster und Pfarrhäuser sind Teil unserer Kulturgeschichte und stiften für viele Menschen – auch unabhängig vom eigenen konfessionellen Bekenntnis – Identität. Sie sind Orte der Geschichte und dank des engagierten Einsatzes des Förderkreises Alte Kirchen sowie vieler Kirchengemeinden, bürgerschaftlicher Initiativen und Freiwilliger inzwischen Orte der Kunst und Kultur, des Dialogs und der Begegnung“, betont Kulturministerin Münch. „Das Land unterstützt die Sanierung der Kirchen mit jährlich rund 1,5 Millionen Euro im Rahmen des Evangelischen Staatskirchenvertrages. Seit 1990 konnten mit Hilfe der EU, des Bundes, des Landes, der Kirchen, des Förderkreises Alte Kirchen und vieler Ehrenamtlicher unter anderem rund 320 Stadtkirchen, 1.500 Dorfkirchen, 17 Klosteranlagen und 260 Pfarrhäuser gesichert werden. Im kommenden Jahr werden wir zudem erneut zusätzlich eine Million Euro im Rahmen der Denkmalhilfe bereitstellen, um gezielt bedrohte Denkmale und Ausstattungen von Kirchen und Schlössern zu sichern“ so Münch. „Die diesjährige Spendenaktion trägt dazu bei, ein weiteres sakrales Kunstwerk zu sichern und dem Vergessen zu entreißen. Ich freue mich, dass diesmal fast 300 Jahre alte religiöse Sinnbilder am Kirchengestühl der Dorfkirche in Kunow gerettet werden können.“

Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge: „Der Erhalt der Dorfkirchen in Brandenburg ist für uns als Evangelische Kirche von ganz besonderer Bedeutung. Sie sind Orte des Gottesdienstes, des Gebets, und der Einkehr, und häufig auch sozialer und kultureller Mittelpunkt der Gemeinde. Sie stehen auch bei nicht kirchlich geprägten Menschen für Heimat. Niemand denkt an sein Herkunftsdorf, ohne auch die Kirche vor Augen zu haben. Und wer an seine Dorfkirche denkt, der spürt vielleicht das knarrende Holz des Bodens unter seinen Füßen, der hat den besonderen Lichteinfall vor Augen, die ehrwürdige Patina auf Gemälden und Skulpturen, den Klang von Orgel und Glocken – jede Dorfkirche ist eben einmalig und erhaltenswert. Ich freue mich, heute für die Dorfkirche in Kunow wieder einen kleinen Beitrag dazu leisten zu können.“

Landeskonservator Thomas Drachenberg erklärt: „Die barocke emblematische Kunst in der Kunower Kirche in der Uckermark gehört schon allein wegen ihrer Vollständigkeit zu den aussagekräftigsten Beispielen dieser Kunstform in Norddeutschland. In Brandenburg gibt es keine weiteren Bilderfolgen dieser Art, die inhaltlich und zahlenmäßig vergleichbar sind. Der Bedarf für ein Kastengestühl liegt bei rund 17.000 Euro, der Gesamtbedarf bei rund 90.000 Euro.

Der Geschäftsführer des Förderkreises Alte Kirchen, Bernd Janowski, hebt hervor, dass sich in den brandenburgischen Stadt- und Dorfkirchen zahlreiche sakrale Kunstwerke aus allen Kunstepochen seit dem Mittelalter erhalten haben, die wichtige Zeugnisse der Kunstgeschichte sowie der Entwicklung der Volksfrömmigkeit sind. „Nachdem in den vergangenen Jahren viele Kirchenbauten in ihrer äußeren Hülle saniert werden konnten, ist es nun an der Zeit, auch die wertvollen Ausstattungsstücke in den Kirchengebäuden zu sichern und zu restaurieren, um sie vor dem unwiederbringlichen Verlust zu bewahren. Der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. setzt sich seit seiner Gründung 1990 für die Erhaltung, Bewahrung und angemessene Nutzung der historischen Kirchengebäude im Land Brandenburg ein.“ 

Spenden für die Aktion ‘Vergessene Kunstwerke‘ können auf das Spendenkonto eingezahlt werden:

Empfänger: Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.

Konto-Nr.: 3911390

BLZ: 520 604 10 (Evangelische Bank)

IBAN: DE94 5206 0410 0003 9113 90

BIC: GENODEF1EK1

Stichwort: Kunow

Die Dorfkirche in Kunow ist ein spätgotischer Feldsteinbau, der Mitte des 13. Jahrhunderts errichtet wurde. Die Innenausstattung stammt überwiegend aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts. Neben dem Altar und einem Taufengel aus dieser Zeit, hat sich auch das Kirchengestühl mit einem aus 61 Darstellungen bestehenden Zyklus emblematischer Malerei – Sinnbilder mit Bibelzitaten – von 1729 erhalten. Er stellt eine der umfangreichsten Bilderfolgen dieser Art in pommerschen Kirchen dar. Die zum Teil stark beschädigten Holzgemälde müssen gesichert und restauriert werden.

Das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum, die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. rufen zum 9. Mal zu einer gemeinsamen Spendenaktion auf. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 9.000 Euro für die Sicherung eines Epitaphgemäldes in der Dorfkirche Blankensee (Landkreis Teltow-Fläming) gesammelt. Insgesamt kamen in den vergangenen Jahren rund 150.000 Euro im Rahmen von Spendenaktionen für sakrale Kunstwerke zusammen.

Der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg wurde 1990 als gemeinnütziger Verein gegründet. Er setzt sich für die Erhaltung und Wiederherstellung von Kirchen in den ländlichen Regionen Brandenburgs ein und arbeitet mit der Denkmalpflege sowie mit Kirchengemeinden, Kommunen und lokalen Fördervereinen zusammen. Der Verein finanziert sich ausschließlich aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen und dem Verkauf eigener Publikationen. Seit seiner Gründung konnte er mehr als 1,5 Millionen Euro für Instandsetzungs- und Restaurierungsprojekte ausreichen. Seit dem Jahr 2000 ist er Träger des Projektes ‘Offene Kirchen‘ in Brandenburg und gibt die gleichnamige Jahreszeitschrift heraus. Seit 2006 veranstaltet er gemeinsam mit dem Verband der Musik- und Kunstschulen Brandenburg das Projekt ‘Musikschulen öffnen Kirchen‘.

Weitere Informationen:

www.ekbo.de

www.altekirchen.de

www.bldam-brandenburg.de

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