08.10.2020
Multireligiöses Friedensgebet am 9. Oktober, dem Jahrestag des Attentats in Halle
Rabbiner, Pfarrer und Imam: Friedliebende Mehrheit muss lauter werden
Eine Woche vor dem Jahrestag des Überfalls auf die Synagoge, erschüttert ein weiteres antisemitisches Gewaltverbrechen Deutschland. Ein Student mit Kippa wird in Hamburg angegriffen und schwer verletzt. Gerade ein Jahr ist es her, dass ein Bewaffneter versuchte am höchsten jüdischen Feiertag, Jom Kippur, die vollbesetzte Synagoge in Halle zu stürmen. Das misslang, doch starben Jana L. und Kevin S., wahllos ausgesuchte Opfer.
„Wir dürfen nicht schweigen“, sagt Pfarrer Gregor Hohberg vom House of One. Aus Trauer solle nicht neuer Hass, sondern ein respektvolles Miteinander erwachsen. „Ich bin mir sicher, dass die ganz große Mehrheit in dieser Gesellschaft diesen Hass, diese Taten aus tiefstem Herzen verurteilt.“ In Worten und Gebeten will das House of One mit einem multireligiösen Friedensgebet am 9. Oktober 2020, dem Jahrestag des Anschlags von Halle, um 10 Uhr an die Opfer von Antisemitismus und Hassverbrechen erinnern.
Imam Kadir Sanci, ebenfalls vom House of One, fügt hinzu: „Die friedliebende Mehrheit muss lauter werden. In dieser Zeit, in der blinder Hass auf Andersgläubige, Andersdenkende oder Andersaussehende immer wieder umschlägt in Gewalt, ist das wichtiger denn je. „Wir müssen unsere Solidarität immer wieder, nicht nur an Tagen wie diesen zeigen.“
Halle ist kein Einzelfall. Jeden Tag werden Deutsche jüdischen Glaubens in Schulen, in der Öffentlichkeit, im Internet oder den sozialen Medien beleidigt, verächtlich gemacht oder als Teil von Verschwörungsmythen verunglimpft. Jeden Tag werden auch Deutsche, die von manchen Verirrten als nicht Deutsch genug empfunden werden, Opfer von Beleidigungen bis hin zur Gewalt. Das furchtbarste Beispiel aus jüngster Zeit, ist das Attentat in Hanau vor gut einem halben Jahr, als neun Menschen in einer Bar erschossen wurden. Auch an sie soll an diesem Tag aufmerksam gemacht werden.
"Eine demokratische Gesellschaft ist wie eine Kette, die nur so stark sein kann wie ihr jeweils schwächstes Glied", sagt Rabbiner Andreas Nachama vom House of One. Es sei noch viel zu tun auf dem Weg zu einer Gesellschaft, in der es keine Opfer ausgrenzender Gewalt mehr geben werde. "Es geht darum, dass niemand mehr ausgegrenzt und damit angreifbar wird."
Mitwirkende des Friedensgebets:
Rabbiner Andreas Nachama (House of One)
Pröpstin Christina-Maria Bammel (Evangelische Kirche Berln-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, EKBO)
Pfarrer Gregor Hohberg (House of One)
Imam Kadir Sanci (House of One)
Pfarrer Andreas Goetze (Pfarrer für interreligiösen Dialog, EKBO)
Reverend Christopher Jage-Bowler (St. George’s Anglican Church)
Rabbiner Jan Aaron Hammel (Chabad Lubawitsch)
Michael Bäumer (Soka Gakkai, Buddhismus)
Peter Amsler (Baha’i)
Petra-Beate Schildbach (Sufi-Bewegung)
Christiane Ueckermann (Bodhicharya, Buddhismus)
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