EKBO-Kulturbeirat: Kolonialismus-Aufarbeitung in Kirche und Kultur intensivieren

08.04.2025

Kulturbeirat der EKBO diskutiert kirchliche und kulturelle Kolonialismus-Aufarbeitung erstmals gemeinsam

Berlin, 08. April 2025 – Am 7. April diskutierte der Kulturbeirat der EKBO über die Aufarbeitung kolonialer Vergangenheit in Kultur und Kirche. Der Präsident der Berliner Stiftung Preußischer Kulturbesitz Prof. Dr. Dr. h.c.mult. Hermann Parzinger und der Kulturbeauftragte des Rates der EKD Prof. Dr. Johann Hinrich Claussen plädierten für eine langfristige Intensivierung der Aufarbeitung kolonialer Vergangenheit in Kultur und Kirche, dabei auch der Missionsgesellschaften. Angesichts sich verändernder politischer Mehrheitsverhältnisse und allgegenwärtiger Sparmaßnahmen müssten Kultur und Kirche gemeinsam darauf achten, dass der Weg der wissenschaftlichen und politischen Aufarbeitung weiter vorangetrieben und intensiviert werde. Dies sei ein unverzichtbarer Beitrag zum Verständnis der eigenen Geschichte.

Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) Prof. Dr. Hermann Parzinger erinnerte an die Entwicklung postkolonialer Diskurse im Kontext der Debatten um das Berliner Humboldt Forum – ein längerer Weg fortschreitender Bewusstwerdung, in dem Forscherinnen und Forscher ein Bewusstsein für die Geschichte ihrer Objekte und ihrer Vermittlung entwickelt hätten. Mittlerweile sei es gängige und fraglose Praxis in der SPK, nicht nur unrechtmäßig geraubte, sondern auch für eine Volksgemeinschaft identitätsstiftende Kulturgegenstände in ihre Herkunftsländer zurückzugeben. Für das Gelingen solcher Rückgaben sei ein enger Austausch mit den Herkunftsländern und langfristige Partnerschaften essenziell, um Vertrauen zu ermöglichen. Am Ende profitierten beide Seiten von einem gegenseitigen Lernen. Dieser Weg müsse weiter beschritten und gegen Angriffe rechtspopulistischer Akteure geschützt werden.

Der Kulturbeauftragte des Rates der EKD Prof. Dr. Johann Hinrich Claussen zeichnete die Geschichte kirchlicher Missionsgesellschaften als Vorläufer späterer Non Governmental Organizations und auswärtiger Kulturpolitik, die als solche in die Kolonialgeschichte ihrer Herkunftsländer verstrickt waren und in den vergangenen Jahren Aufarbeitungsprozesse durchlaufen hätten. So habe das Berliner Missionswerk der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz seine Dauerausstellung zur Missionsgeschichte grundlegend überarbeitet und die Geschichte bislang unerforschter Objekte untersucht. Die Sammlungen bestünden zum überwiegenden Teil aus Schriftzeugnissen und Alltagsgegenständen. Hinsichtlich der Aufarbeitung der Missionsgeschichte sei es wichtig, staatliche und kirchliche Aufarbeitung zusammen zu denken.

Die Sprecherin und Sprecher des EKBO-Kulturbeirates betonen:

Barbara Schneider-Kempf, Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin a.D.: „Die Aufarbeitung kolonialer Vergangenheit hat ein verstärktes Bewusstsein für die Geschichte musealer Objekte geschaffen. Mehr denn je werden Objektgeschichten erforscht und erzählt und tragen zur kulturellen Bildung von Menschen aller Generationen bei. In diesem Zusammenhang ist die Vermittlung besonders wichtig.“

Bischof Dr. Christian Stäblein: „Bei der Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit der Missionsgesellschaften geht es nicht allein um Fragen der Provenienz und möglicher Restitutionen, sondern vorrangig um eine grundsätzliche Veränderung der Haltung gegenüber anderen Kulturen. Die Fragen nach Identität, Schuld und Sühne gehören zum Kern christlicher Selbstthematisierung, hier können Kirchen auch einen gewichtigen Beitrag zur allgemeinen Debatte leisten. Viele der strittigen Objekte in Kolonialdiskursen sind religiöse Objekte, bei denen es um Identität und religiöse Selbstbestimmung geht.“

Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats: „Kulturelle und religiöse Aufarbeitung der Kolonialgeschichte müssen zusammen gedacht werden. Kultur und Kirchen sollten einander unterstützen, wenn es – wie aktuell in den laufenden Koalitionsverhandlungen – um die langfristige Sicherung kolonialer Aufarbeitung geht. Kultur und Kirche müssen wachsam bleiben, wenn sich aktuell Rechtspopulisten gegen postkoloniale Debatten stellen.“

Hintergrund:

Der Kulturbeirat der EKBO wurde am 8. April 2022 konstituiert und besteht aus 40 Vertreterinnen und Vertretern aus Kultur und Kirche. Er tagt zwei- bis dreimal im Jahr zu gemeinsamen Fragestellungen und Handlungsfeldern von Kultur und Kirche. Darüber hinaus dient er der Information und Beratung des Bischofs und der Kirchenleitung in kulturellen und kulturpolitischen Fragen.

Für weitere Fragen: Pfarrer Hannes Langbein, Kunstbeauftragter der EKBO und Geschäftsführer des EKBO-Kulturbeirats, Stiftung St. Matthäus, Auguststraße 80, 10117 Berlin, 030-28395283, langbeindontospamme@gowaway.stiftung-stmatthaeus.de

Pressestelle
Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-
schlesische Oberlausitz
Georgenkirchstraße 69
10249 Berlin
Tel 030 · 2 43 44 - 382
pressedontospamme@gowaway.ekbo.de
www.ekbo.de

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