28.06.2016
"Perspektiven schaffen ist oberste Priorität"
Der Berliner Bischof Markus Dröge und Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe, besuchten gestern ein Gemeindezentrum der Diakonie Katastrophenhilfe für syrische Flüchtlinge in der Stadt Sanliurfa im Südosten der Türkei und den Grenzort Akcakale. In Sanliurfa haben nach staatlichen Angaben rund 399.208 Flüchtlinge aus Syrien Zuflucht gefunden, das macht rund ein Fünftel der 1,8 Millionen Einwohner der Provinzhauptstadt aus. „Für die Familien hier, die vor dem Bürgerkrieg aus ihrer Heimat geflohen sind, gehören Einkommen und mangelnder Zugang zu Bildung zu den Hauptproblemen. Daher ist es die oberste Priorität, Perspektiven für die Menschen zu schaffen“, sagt Cornelia Füllkrug-Weitzel. „Deswegen bemühen wir uns mit unseren Partnern vor Ort in Einzelberatung und Gemeindezentren dazu Angebote zu machen.“
Nach Gesprächen mit Flüchtlingen in Sanliurfa sagt Bischof Markus Dröge: „Seit Ausbruch des Bürgerkriegs wurde zunächst davon ausgegangen, dass die syrischen Flüchtlinge nur gastweise aufgenommen werden. Jetzt ist ein Umbruch in der Flüchtlingsbetreuung zu erkennen. Endlich werden Arbeitserlaubnisse erteilt und Flüchtlingskinder sollen in die öffentlichen Schulen integriert werden. Ein stimmiges Gesamtkonzept für die Integration liegt aber – wie auch in Deutschland - noch nicht vor.“
Etwa 70 Prozent der Flüchtlinge in Sanliurfa lebt außerhalb der offiziellen Flüchtlingslager. Nach Erhebungen der türkischen Partnerorganisation Support to Life (STL) der Diakonie Katastrophenhilfe geht nur ein geringer Teil der Flüchtlinge einer geregelten Arbeit nach, das Einkommen eines Großteils der Familien liegt unter 150 Euro im Monat. Demnach lebt die Mehrheit der Flüchtlinge unter der Armutsgrenze. Die Folge ist oft eine unzureichende Ernährung. Ein Drittel der Familien berichtete, dass sie die tägliche Anzahl der Mahlzeiten verringern.
Die Diakonie Katastrophenhilfe unterstützt mit ihrer Partnerorganisation Flüchtlinge in Sanliurfa, Diyarbakir, Batman, Hatay und Istanbul zum einen durch sogenannte Bargeldtransfers. Die Familien erhalten Geldkarten, mit denen sie Lebensmittel und andere dringend benötigte Gebrauchsgegenstände einkaufen können. Zum anderen betreibt die Diakonie Katastrophenhilfe Gemeindezentren in Sanliurfa und Istanbul. Diese bieten neben Sprachkursen und berufliche Weiterbildungen auch Beratung und psychosoziale Unterstützung an. Dort finden Veranstaltungen mit der türkischen Gastgebergemeinde statt, die Kontakt und Integration fördern sollen. Mit Förderung durch das Auswärtige Amt und die Europäische Kommission (ECHO) führt die Diakonie Katastrophenhilfe derzeit Projekte mit einem Volumen von insgesamt rund 13 Millionen Euro in der Türkei durch und erreicht damit rund 120.000 Menschen.
Die Diakonie Katastrophenhilfe gehört zu den wichtigsten Nothilfeorganisationen Deutschlands und arbeitet aktuell in über 40 Ländern weltweit.