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Er war ein Versöhner und Friedensstifter

Der ehemalige Berliner Bischof und EKD-Ratsvorsitzende Martin Kruse starb heute Nacht im Alter von 93 Jahren

Berlin, 29. April 2022 – Als Friedensstifter und Vermittler hat er sich einen Namen gemacht. In der Nacht zum heutigen Freitag, 29. April 2022, ist Bischof i.R. Dr. Martin Kruse im Alter von 93 Jahren gestorben. „Wir sind in Trauer verbunden mit seiner Ehefrau Marianne Kruse und seinen Kindern, seiner ganzen Familie“, sagt Christian Stäblein, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. „Dankbar schauen wir zurück auf einen großen Vermittler und Hirten unserer Kirche, der insbesondere in der Zeit des Zusammenwachsens von Ost und West Großes für unsere Kirche getan hat. Mit ihm geht ein Mensch, der es im hohen Maße verstand, gesellschaftliche Konflikte zu erkennen und zwischen Konfliktparteien zu vermitteln. Er hat damit die Botschaft christlichen Glaubens zu leben verstanden“, sagt Bischof Christian Stäblein.

1976 wurde Martin Kruse zum West-Berliner Bischof der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg (EKiBB) gewählt, bis 1991 in der West-Region, danach für die gesamte Landeskirche. Außerdem war er von 1985 bis 1991 Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). In einer Zeit von Friedensbewegung, Hausbesetzungen, RAF, gespaltene Kirche, geteilter Stadt und Wiedervereinigung war Martin Kruse ein Berliner Bischof und EKD-Ratsvorsitzender in bewegten Zeiten. Mit seiner freundlich zurückhaltenden und zuhörenden Art gelang es ihm, die verschiedenen Prägungen in einer Kirche zusammen zu halten und stets vermittelnd einzuwirken. Die evangelische Kirche lebe „von der Einmischung und der Kraft von Gruppen und Einzelnen, die ungeniert Fragen stellen und das Evangelium leben“, hat Kruse einmal gesagt. Und seine Aufgabe als Bischof habe er darin gesehen, in Konflikten „zwischen den Fronten zu vermitteln“.

Der promovierte Theologe wurde am 21. April 1929 im niedersächsischen Lauenberg geboren und wuchs im Emsland auf. Nach Theologiestudium und Vikariat war er von 1955 bis 1970 im niedersächsischen Loccum zunächst als Studienleiter für Jugendsozialarbeit an der Evangelischen Akademie, dann als Stiftsprediger und später als Direktor des Predigerseminars tätig. 1970 ging er als Landessuperintendent der hannoverschen Landeskirche nach Stade.

1977 übernahm er das Bischofsamt in einer Kirche, die der Journalist und spätere Präsident der Berliner Evangelischen Akademie, Robert Leicht, als „nahezu heillos zerstritten“ beschrieb, mit kirchlichen Gruppierungen, die „manchmal in einer Weise miteinander umgehen, dass sich Daniel in der Löwengrube vergleichsweise komfortabel fühlen musste“. Die politischen Auseinandersetzungen der Zeit hatten auch in der Kirche zu heftigen Konflikten geführt.

Martin Kruses Amt als Bischof war von der Teilung der Stadt, aber auch von diesen politischen und innerkirchlichen Konflikten und Konfrontationen geprägt. In die DDR hat er intensive Kontakte gepflegt. Die regelmäßigen „Wanderungen in der Mark Brandenburg“ mit dem Bischof der Ost-Region, Albrecht Schönherr, seien für ihn wichtige Entdeckungsreisen gewesen, schreibt er in seinen Erinnerungen. Und beim Warten in den Schlangen am Grenzübergang am Berliner Bahnhof Friedrichstraße habe er mitunter den Eindruck gehabt, „die evangelische Kirche sei ein großes Reiseunternehmen“.

Sechs Jahre EKD-Ratsvorsitzender
Martin Kruse, Vater von vier Kindern, übernahm zusätzlich auch bundesweite und internationale Aufgaben. Von 1979 bis 1991 gehörte er dem Rat der EKD an, ab 1985 war er für sechs Jahre Ratsvorsitzender. Unter seiner Leitung wurden mit der Demokratie-Denkschrift 1985 und der Wirtschafts-Denkschrift 1991 zwei grundlegende Texte der EKD verabschiedet. Als Mitglied des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen hat er sich nachdrücklich für die Ökumene eingesetzt.