Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen
RSSPrint

Begräbnisplatz von Bischof Juliusz Bursche entdeckt

Bischof Markus Dröge übergibt Dokumentenfund der polnischen evangelischen Kirche

Berlin, 27. Oktober 2017 – Lange wurde nach der Begräbnisstätte des in deutscher NS-Haft verstorbenen polnisch-evangelischen Bischofs Juliusz Bursche (1862 – 1942) gesucht. Bursche, seit 1904 Generalsuperintendent, ab 1936 Bischof der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, war ein entschiedener Befürworter der Existenz Polens. Bis heute wird er in dort hoch verehrt. Da er als Nachfahre deutscher Zuwanderer für Polen eintrat, was in der NS-Ideologie als „Verrat am deutschen Volkstum“ galt, wurde er 1939 verhaftet und zunächst in das Gestapo-Gefängnis in der Albrechtstraße in Berlin verbracht, später dann in das KZ Sachsenhausen, wo er 1942 unter ungeklärten Umständen verstarb. Die Herausgabe der sterblichen Überreste an seine Angehörigen wurde verweigert, ebenso die Bekanntgabe des Ortes seiner Bestattung. Die Erinnerung an ihn sollte völlig getilgt werden. Das damalige Kirchliche Außenamt der Deutschen Evangelischen Kirche hat diese schändliche Politik unterstützt. Daher hat die Evangelische Kirche Deutschlands 1992, dem 50. Todesjahr Bursches, ihr Entsetzen und ihre Scham über die Verwicklung deutscher kirchlicher Stellen in die Verfolgung von Bischof Bursche zum Ausdruck gebracht und um Vergebung gebeten.

Nun sind Dokumente aufgetaucht, aus welchen die Begräbnisstätte wie auch die Umstände seines Todes hervorgehen: Seine Urne wurde auf dem Städtischen Friedhof in der Humboldtstraße in Berlin-Reinickendorf beigesetzt. Zu verdanken ist dies dem Engagement des Deutschen Klaus Leutner und dem Polen Pawel Wozniak, die durch ihre Nachforschungen in Berlin in den Akten des vormaligen Staatskrankenhauses der Polizei, des Krematoriums und der Friedhofsverwaltung den genauen Ort ausfindig machen konnten und damit, so Bischof Markus Dröge von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, einen „unschätzbaren Beitrag gegen das Vergessen“ geleistet haben.

Bischof Dröge wird nun Kopien dieser Dokumente im Rahmen eines Gottesdienstes zur Feier des Reformationsjubiläums an die Evangelisch-Augsburgische Kirche Polens überreichen. Bei der Feier am Sonntag in der Warschauer Dreifaltigkeitskirche werden auch Nachfahren Bursches anwesend sein, darunter Prof. Juliusz Gardawski.

„Es bewegt mich tief, dass ich nun in der Dreifaltigkeitskirche, in der Bischof Bursche gepredigt, getauft, das Abendmahl gereicht und die Pastoren seiner Kirche ordiniert hat, in Anwesenheit von Mitgliedern seiner Familie Kopien dieser Urkunden übergeben kann“, so Dröge. Dies sei auch ein wichtiges Signal der deutsch-polnischen Versöhnungsgeschichte: „Zwischen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen und der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz gibt es seit vielen Jahren ein enges Netzwerk guter Beziehungen. Unser Dienst gilt der Versöhnung und dem Frieden.“ Geleitet wird der Festgottesdienst vom Leitenden Bischof der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Bischof Jerzy Samiec.


Ort und Termin:
Ewangelicki Kościół św. Trójcy, pl. Małachowskiego 1 – Warszawa,
Sonntag, den 29. Oktober 2017, Beginn 10:30 Uhr