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„Auch bei uns in der Kirche ist Menschen aufgrund ihrer sexuellen Identität Unrecht widerfahren“

Landeskirche richtet neues Seelsorgeangebot für Menschen mit Diskriminierungserfahrung ein

Berlin, 2. März 2021 – Ab März 2021 können Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Identität Diskriminierungserfahrungen in Kirchengemeinden oder in anderen kirchlichen Bezügen auf dem Gebiet der heutigen Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) gemacht haben, mit einem Seelsorger anonym und vertraulich darüber sprechen. Der Berliner Pfarrer Matthias Motter ist dafür beauftragt. Er leistet dieses seelsorgliche Angebot neben seinem Dienst als Gemeindepfarrer.

„Wir wissen, dass Menschen auch bei uns in der Kirche aufgrund ihrer sexuellen Identität Unrecht widerfahren ist“, sagt Bischof Christian Stäblein. „Das bedauern wir zutiefst. Andere wegen ihrer sexuellen Identität zu verurteilen oder auszugrenzen, ist nicht vereinbar mit dem christlichen Bild vom Menschen, nicht vereinbar mit der Würde, die allen von Gott gegeben ist und ihnen in gleicher Weise zugesprochen ist.“ Auch die evangelische Kirche habe durch Lehre und Praxis Menschen in schwere persönliche, leibliche und spirituelle Not gebracht. Aufarbeitung sei hier dringend geboten, betont Bischof Stäblein: „Wir dürfen die Geschichten von Verwundung und Schmerz nicht verschweigen, sondern müssen eine Möglichkeit schaffen, sie zu erzählen und uns der Vergangenheit zu stellen.“

In einem Gottesdienst am 1. September 2020 hat die Kirchenleitung der EKBO erstmals einen Pfarrer rehabilitiert, der von der NS-Justiz wegen des sogenannten Homosexuellen-Paragraphen §175 verurteilt und anschließend aus dem Dienst der Kirche entfernt wurde. Im Rahmen dieses Gottesdienstes verdeutlichte die Kirchenleitung ihr Anliegen, Diskriminierungserfahrungen, die Menschen mit queerer Identität (LSBTIQ*A) in und mit der Kirche in der Vergangenheit gemacht haben und vereinzelt auch weiterhin noch machen, zu thematisieren. Die Einrichtung einer Seelsorgemöglichkeit und der Beginn der Aufarbeitung sind erste Schritte. Im Laufe dieses Jahres soll ein entsprechender Bußruf im Hinblick auf Unrecht und Diskriminierung von Mitarbeitenden der EKBO und ihrer Vorgängerkirchen erarbeitet und im Rahmen eines Gottesdienstes am Vorabend des Christopher-Street-Days vorgestellt werden. Im Landeskirchlichen Archiv der EKBO und im EKBO-Zentralarchiv haben die Recherchen zum früheren Umgang mit Mitarbeitenden gleichgeschlechtlicher Identität als wichtige Schritte zur Aufarbeitung bereits begonnen. Weitere Bausteine im Aufarbeitungsprozess sind Gespräche mit Betroffenen.

 

Kontakt zur Seelsorgestelle und weitere Informationen:  www.ekbo.de/diskriminierungserfahrungen