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„ANIMA – Die Kleider meines Vaters“

Preis der Ökumenischen Jury beim 18. achtung berlin Filmfestival

Berlin, 27. April 2022 – Der mit 1.000,- €, dotierte und von der EKBO und dem Erzbistum zur Verfügung gestellte Preis der Ökumenischen Jury beim 18. achtung berlin Filmfestival geht an den Dokumentarfilm „ANIMA – Die Kleider meines Vaters“ der Regisseurin und Kamerafrau Uli Decker.

Aus der Begründung der Jury:
„Im Leben der katholischen Vater-Mutter-Kind-Kind Familie in einem bayerischen Dorf scheint alles normal zu sein. Einfamilienhaus, Garten, Wanderurlaub, Klavier – die Fassade stimmt. Erst am Sterbebett des Vaters erzählt die Mutter den Töchtern, dass der Vater von Jugend an heimlich Frauenkleider trug. Sie übergibt der älteren Tochter die Kiste, in der er sein geheimes Leben verbarg: Pumps, Nagellack, Lippenstift, Tagebücher. Behutsam, fast spielerisch, wie ein Kind, das über Zäune klettert, erkundet der Film das unter großer Angst gehütete Familiengeheimnis.

Statt sich mit abstrakten Zuschreibungen wie „Transvestit“ oder „Coming-Out“ zu begnügen, bleibt die Filmemacherin konkret, liest in den Aufzeichnungen des Vaters, sucht nach einer Verbindung zu dem Mann, der sich ihr ein Leben lang rigoros entzogen hat. So nimmt sie sein Erbe an – und macht es sich zu eigen. Reißt den Grauschleier weg, der über dem Haus der Kindheit und überm Erwachsenwerden lag, konfrontiert den Vater postum mit dem, was er sich und den Töchtern mit seinem Schweigen angetan hat.

Archivaufnahmen der Bundesrepublik und bayerischer Folklore ergänzen die Familienfotos und die subjektive Erinnerung, Animationen ermöglichen einen verfremdenden Blick. Die Collagen sortieren das Geschehene neu, als forderten sie dazu auf, sich und die Wirklichkeit selbstbestimmt zu denken, anders zusammenzusetzen.

Zu sagen, dass der Film die Geschlechtskategorien hinterfragt und das Gefängnis der Mann-Frau-Konventionen kritisiert, wäre sicher richtig, führt aber nur ins Abstrakte, Erledigte. Richtiger ist: „ANIMA – Die Kleider meines Vaters“ ist ein Film, der Männer und Frauen, wie auch immer sie sich selbst wahrnehmen, zur Selbstliebe, zur Akzeptanz und damit zur Freiheit ermutigt. Das bleibt – über den Tod hinaus – immer ein Prozess, wird nie Ergebnis, das man in die Kiste packen kann.“

 

Die Mitglieder der ökumenischen Jury 2022:
Alexander Aehlig, freier Fotograf, Videograf und Kameramann
Barbara Behrendt, freie Kulturjournalistin
Dr. Lukas Hetzelein, Referent beim Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum BerlinKatharina Körting, Mitarbeiterin im Medienhaus der EKBO